3D-Betondruck ist in Deutschland aus der Pilotphase heraus: Neben frühen Meilensteinen (Beckum, Wallenhausen) ist 2024 mit dem „Wavehouse“ das bislang größte 3D-gedruckte Gebäude Europas fertiggestellt worden. In Heidelberg startet nun mit „DREIHAUS“ der Schritt in die serielle Wohngebäude-Produktion – mit dem Ziel, Bauzeit und Kosten spürbar zu senken. 

 

 

1) Aktueller Stand – Projekte & Kennzahlen

  • Beckum (2020/21): Erstes genehmigtes 3D-gedrucktes Wohnhaus in Deutschland, 2 Geschosse à ca. 80 m², ~100 h reine Druckzeit. Praxisnachweis der Genehmigungsfähigkeit und Gestaltungsfreiheit (runde Wände, integrierte Bauteile).

  • Wallenhausen (2021): Europas erstes 3D-gedrucktes Mehrfamilienhaus, 5 WE / ~380 m², ~72 h Druckzeit über 6 Wochen Rohbau-Phase. Außenwände mit Dreischalenaufbau (u. a. Hohlraumdämmung), Mieter*innen einzogen im Folgejahr.

  • Heidelberg „Wavehouse“ (2024): Gewerbegebäude/IT-Rechenzentrum, 54 m × 11 m × 9 m, ~170 h reine Druckzeit; parametrische, wellenförmige Fassade als Gestaltungsbeleg.

  • Heidelberg „DREIHAUS“ (2025/26): Referenzprojekt für serielle 3D-gedruckte MFH (Größen S/M/L) mit Anspruch –30 % Bauzeit / –10 % Kosten ggü. konventionell (Veröffentlichung der Praxisdaten nach Abschluss angekündigt). Wand-Taktung ~1 m² in ca. 5 Min., Wände eines Hauses in 26 Arbeitstagen; 2–3 Personen bedienen den Druck. Bezugsstart Frühsommer 2026 als Boardinghouse („HEI³ Apartments“). 

2) Technologie & Prozess

  • Drucksystem (COBOD BOD2): Modulares Portal, Aufbau 1–2 Tage (je nach Konfiguration), Druckgeschwindigkeit bis 1 m/s, typische Leistung ~1 m² Hohlkammerwand in ~5 Min.; Betrieb mit kleinen Teams (2–3), Nozzle mit tangentialer Steuerung zur automatischen Schichtglättung.

  • Qualitätssicherung (3D MATCONTROL): Sensorgestütztes Assistenzsystem (u. a. Wasserfluss, Material-/Lufttemperatur, Druck, „Viskositätsindex“), Cloud-Dashboard, automatische Pumpenabschaltung und Wasserregelung – konstante Druckqualität auch bei wechselndem Wetter.

3) Wirtschaftlichkeit & Produktivität

  • Serienprinzip: Bei DREIHAUS wird der Druck in zwei Segmenten mit paralleler Deckenherstellung getaktet – so „wachsen“ die Gebäude schnell in die Höhe. Der Ansatz richtet sich explizit auf Standardisierung, Effizienz und Reproduzierbarkeit als Hebel für bezahlbaren Wohnraum.

  • Kennzahlen (Herstellerangaben): –30 % Zeit / –10 % Kosten als Zielkorridor, 26 Arbeitstage für die Wände eines MFH, Team 2–3 Personen. Diese Werte sollen nach Projektabschluss mit Praxisdaten unterlegt werden. 

4) Skalierung – von Leuchttürmen zur Breite

  • Projektkumulierung: PERI 3D Construction verweist auf >15 realisierte Projekte im DACH-Raum und den USA – mit wachsender Bandbreite von EFH über MFH bis Gewerbe. 

  • Geografische Ausweitung: Selsingen (2025) als erstes 3D-Druck-Projekt in Norddeutschland – Druck des zweigeschossigen Bürogebäudes durch den Bauherrn selbst (nach Kurz-Training), PERI-Supervisor als technische Begleitung. 

  • „Vom Paket zur Serie“: PERI bietet für DREIHAUS standardisierte Pakete (inkl. Drucker, Assistenzsystem, Planung, Schulung, Supervisor) – ein Baustein, um Markteinsteiger befähigt in Serie zu bringen. 

5) Ausblick 2026–2030

  • Serienfähige Wohngebäude: Mit DREIHAUS wird der Seriendruck auf realen Baustellen demonstriert; bei bestätigten Zielwerten (Zeit/Kosten) ist ein skalierbarer Roll-out über Bauunternehmen mit kleinen Teams realistisch. 

  • Komplexität beherrschbar: Der Mix aus modularer Hardware, Prozess-Services (Planung/Training/Supervision) und Sensorik senkt Einstiegshürden – wichtig bei Fachkräftemangel und Termindruck. 

  • Gestaltungsfreiheit & Sonderfälle: Projekte wie das Wavehouse zeigen, dass 3D-Druck nicht nur Geschwindigkeit, sondern auch Parametrik/Geometriefreiheit in den Standard bringt – ohne teure Spezialschalungen. 

Quelle:  PERI Gruppe